Die Energiepreise sind hoch und der Klimawandel lässt sich nicht mehr bestreiten. Zudem will Deutschland bis 2045 klimaneutral wirtschaften. Daher hat die Regierung im Laufe des Jahres mit dem Solarpaket 1 die gesetzliche Grundlage geschaffen, um den Ausbau der Photovoltaik (PV) voranzutreiben.
Solarpaket 1 soll Anfang 2024 in Kraft treten, die gesetzliche Umsetzung wird in der ersten Bundestagssitzung im neuen Jahr erwartet. Die neuen Regelungen betreffen auch Balkonkraftwerke. Bürokratische Hürden werden abgebaut und die Leistungsobergrenze auf 800 Watt angehoben. Damit erhalten Millionen von Bürgern die Möglichkeit, eigenen, sauberen Strom kostenlos zu produzieren und direkt an der Energiewende teilzunehmen.
Was genau ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk beziehungsweise eine Stecker-PV-Anlage besteht üblicherweise aus zwei Modulen und einem Wechselrichter. Zukünftig ist die Verwendung von Anlagen mit vier bifazialen Modulen, wie sie der Solarpionier MyVoltaics anbietet, möglich.
Die Funktionsweise eines Balkonkraftwerks entspricht der herkömmlichen PV-Anlagen, die auf Dach oder Feld installiert sind. Die Module aus Silizium fangen die Sonnenstrahlen auf und produzieren daraus Gleichstrom. Der Wechselrichter wandelt diesen in Wechselstrom um, mit dem alle Geräte mit Elektromotor angetrieben werden. Gleichzeitig ist er für die Regulierung der Anlage verantwortlich.
Nachdem die Mini-PV-Anlage gemäß den Herstellerangaben aufgebaut ist, wird sie einfach über eine Steckdose mit dem Hausnetz verbunden. Der Stromzähler läuft langsamer und die Stromrechnung reduziert sich automatisch.
Was ist ein bifaziales Balkonkraftwerk?
Ein bifaziales Balkonkraftwerk ist eine moderne Mini-PV-Anlage, deren Module von beiden Seiten Strom produzieren. Dadurch lässt sich neben der direkten Sonneneinstrahlung auch diffuses Licht in Strom umwandeln. Die stärksten Stecker-Anlagen mit vier Modulen generieren mehr als 1720 Watt. Die beidseitige Verglasung wertet die Module optisch auf und sorgt für eine extreme Langlebigkeit.
Welche neuen Regelungen treten 2024 in Kraft?
Schon zu Beginn des Jahres 2023 hat die Regierung die Mehrwertsteuer für alle PV-Produkte ausgesetzt. Mit den neuen Regelungen werden weitere Erleichterungen umgesetzt.
Leistungssteigerung
Die bisherige Drosselung bei 600 Watt wird auf 800 Watt angehoben. Es empfiehlt sich dabei die Installation von Modulen mit ausreichend Leistung, damit auch bei wenig Sonne der Höchstertrag an Strom produziert wird. Der Wechselrichter riegelt die Einspeisung automatisch bei 800 Watt ab.
Vereinfachte Anmeldung
Bis heute muss die Anlage sowohl bei der Bundesnetzagentur als auch beim örtlichen Betreiber angemeldet werden. Zukünftig ist nur noch die Registrierung bei der Bundesnetzagentur notwendig, die innerhalb weniger Minuten online erledigt ist.
Rückwärts drehende Zähler
Ein Balkonkraftwerk ist nicht zur Einspeisung ins öffentliche Netz gedacht. Daher ist vorgesehen, rückwärts drehende Zähler auszutauschen, bevor die Anlage in Betrieb genommen werden darf. Diese Vorgabe wird ausgesetzt, sodass bis auf Weiteres auch die alten Zähler genutzt werden können.
Schuko-Steckdose wird akzeptiert
Lange Zeit empfahl der Verband für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) die Verwendung einer teuren Wieland-Steckdose, um die Anlage mit dem Hausnetz zu verbinden. Diese muss von einem Fachbetrieb installiert werden. Zukünftig wird eine günstige Schuko-Steckdose als ausreichend angesehen.
Balkonkraftwerke sind einfach zu installieren
Die handwerklichen Arbeiten zur Installation eines Balkonkraftwerks können auch von Laien vorgenommen werden, sofern sie die Anweisungen des Herstellers befolgen. Zwei Faktoren sind besonders wichtig, damit der beste Ertrag erzielt wird.
Standort
Ein Balkonkraftwerk passt sich den meisten Wohnumgebungen problemlos an und kann am Balkongeländer, der Hauswand, dem Carport oder am Gartenzaun befestigt werden. Auch eine Positionierung im sonnigen Garten oder auf der Terrassenüberdachung ist möglich. Der beste Standort ist der mit der höchsten Sonneneinstrahlung, wobei temporäre Verschattungen durch Hauswände, Bäume oder Satellitenschüsseln zu vermeiden sind.
Ausrichtung
Zudem ist für den bestmöglichen Ertrag eine optimale Ausrichtung notwendig. In der Nordhemisphäre sind die Module daher gen Süden zu positionieren. In Haushalten mit Verbrauchsspitzen am Morgen und am späten Nachmittag kann es sinnvoll sein, wenn zwei Module nach Osten und zwei Module nach Westen zeigen. Außerdem ist es dienlich, wenn sich die Module etwa 30° nach hinten neigen.
Ist ein Speichermedium notwendig?
Ein Balkonkraftwerk produziert Strom nur dann, wenn Sonnenstrahlen auf die Module treffen. Um von dem so produzierten Strom auch nachts zu profitieren, ist eine Batterie sinnvoll. Dabei sollte allerdings eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt werden.