Multisensorische Räume: Wie man Einrichtung nutzt, um alle Sinne anzusprechen

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Stefanie Jungmann
Von Stefanie Jungmann
12 Lesezeit
Quelle: Wohntrends Magazin

Multisensorische Räume sind ein aufstrebendes Konzept in der Welt des Designs und der Architektur. Sie zielen darauf ab, ein umfassendes Erlebnis zu schaffen, indem sie gezielt alle Sinne ansprechen – Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und sogar Schmecken. Diese Art von Raumgestaltung kann das Wohlbefinden steigern, die Stimmung verbessern und sogar therapeutische Vorteile bieten.

Definition und Bedeutung

Ein multisensorischer Raum ist weit mehr als nur ein Bereich mit ansprechender Ästhetik. Er ist ein sorgfältig konzipierter Bereich, der darauf ausgerichtet ist, eine harmonische Atmosphäre zu schaffen, indem er gezielt eine Vielzahl von sensorischen Stimuli einsetzt. Diese Stimuli sind darauf abgestimmt, das menschliche Erleben auf mehreren Ebenen zu beeinflussen. Durch die Integration von Elementen, die auf das Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken abzielen, wird eine Umgebung geschaffen, die darauf ausgerichtet ist, die Sinne zu beleben, zu beruhigen oder zu stimulieren. Neue Forschungserkenntnisse zur multisensorischen Wahrnehmung zeigen, dass unser Gehirn sensorische Informationen aus verschiedenen Quellen kombiniert, um eine umfassendere und genauere Wahrnehmung der Umwelt zu ermöglichen. Studien der Max-Planck-Gesellschaft unterstreichen die Bedeutung von Vorwissen und sensorischer Integration für das menschliche Verhalten und die Wahrnehmung.

Die Gestaltung multisensorischer Räume beruht auf der Erkenntnis, dass unsere Umgebung einen tiefgreifenden Einfluss auf unser emotionales und physisches Wohlbefinden hat. Farben, Texturen, Klänge und Düfte können bewusst so gewählt werden, dass sie bestimmte Reaktionen hervorrufen. Beispielsweise können bestimmte Blautöne und sanfte Wellengeräusche eine beruhigende Wirkung haben, während lebendige Farben und dynamische Musik die Energie und Kreativität anregen können.

Vorteile multisensorischer Gestaltung

Die Vorteile multisensorischer Räume sind umfassend und beeindruckend. Sie reichen von der Reduktion von Stress und Angstzuständen bis hin zur Förderung des Wohlbefindens und der geistigen Klarheit. In Bildungseinrichtungen können solche Räume dazu beitragen, die Lernbereitschaft und Konzentration zu verbessern, indem sie eine anregende Umgebung bieten, die die natürliche Neugier und den Entdeckungsdrang der Schüler unterstützt. In Gesundheitszentren können sie als therapeutische Räume dienen, die Patienten dabei helfen, sich zu entspannen und von ihrem Alltag abzuschalten. Multisensorische Räume bieten auch therapeutische Ansätze für Menschen mit Behinderungen oder Demenz. Sie ermöglichen es diesen Personen, aktiv zu werden und verschiedene Reize wahrzunehmen, was ihre Lebensqualität erheblich verbessern kann.

Planung eines multisensorischen Raums

Die Planung eines multisensorischen Raums ist ein komplexer Prozess, der ein tiefes Verständnis für die Interaktion zwischen Umgebung und menschlicher Wahrnehmung erfordert. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, das nicht nur funktional ist, sondern auch das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Nutzer verbessert.

Verstehen der Zielgruppe

Das Verständnis der Zielgruppe ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen multisensorischen Raum. Es ist wichtig, die spezifischen Bedürfnisse, Vorlieben und eventuellen Einschränkungen der Nutzer zu kennen. Bei der Planung muss berücksichtigt werden, dass unterschiedliche Altersgruppen, kulturelle Hintergründe und individuelle sensorische Empfindlichkeiten verschiedene Anforderungen an die Gestaltung stellen. Ein Raum, der für Kinder konzipiert ist, wird beispielsweise andere sensorische Elemente benötigen als einer, der für Erwachsene oder ältere Menschen gedacht ist. Ebenso können Menschen mit sensorischen Verarbeitungsstörungen von einem Raum profitieren, der auf ihre einzigartigen Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Auswahl der richtigen Elemente

Die Auswahl der richtigen Elemente ist entscheidend, um ein harmonisches und effektives multisensorisches Erlebnis zu schaffen. Jedes Element muss sorgfältig auf seine Wirkung hin überprüft und so ausgewählt werden, dass es die anderen ergänzt und ein kohärentes Gesamtbild ergibt.

Visuelle Komponenten

Visuelle Komponenten sind oft die auffälligsten Elemente eines Raumes. Farben, Formen und Licht können die Stimmung maßgeblich beeinflussen. Helle, satte Farben können belebend wirken, während sanfte Pastelltöne beruhigend sind. Dynamische Lichtinstallationen können Energie vermitteln, während gedimmtes Licht Ruhe und Entspannung fördert. Die visuelle Gestaltung muss auch die Funktionalität berücksichtigen, zum Beispiel durch ausreichende Beleuchtung für Lesen oder Arbeiten.

Auditive Elemente

Die akustische Gestaltung eines Raumes kann das Verhalten und die Stimmung der Menschen stark beeinflussen. Die Auswahl der Geräusche und Musik muss daher wohlüberlegt sein. Naturgeräusche wie das Plätschern eines Baches oder Vogelgesang können eine beruhigende Wirkung haben, während eine lebhafte Melodie die Stimmung heben kann. Die Akustik des Raumes selbst spielt ebenfalls eine Rolle; Materialien und Oberflächen müssen so gewählt werden, dass sie den Klang angemessen absorbieren oder reflektieren.

Haptische Materialien

Die haptische Wahrnehmung, also das, was wir durch Berührung fühlen, ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Erfahrung. Verschiedene Materialien und Texturen laden zum Anfassen ein und können das Gefühl von Komfort und Sicherheit verstärken. Weiche Teppiche, glatte Holzoberflächen oder kühlende Steinplatten können unterschiedliche Empfindungen hervorrufen und sollten passend zur Funktion des Raumes und den Bedürfnissen der Nutzer ausgewählt werden.

Olfaktorische Aspekte

Gerüche haben eine starke Verbindung zu unseren Emotionen und Erinnerungen. Ein sorgfältig ausgewählter Duft kann die Atmosphäre eines Raumes verändern und das Wohlbefinden steigern. Es ist jedoch wichtig, die Intensität und Art der Düfte zu berücksichtigen, um Überempfindlichkeiten oder Allergien zu vermeiden.

Geschmackliche Erlebnisse

Obwohl oft übersehen, kann auch der Geschmackssinn in einem multisensorischen Raum angesprochen werden. Dies kann durch die Integration von kulinarischen Elementen geschehen, die nicht nur eine Gaumenfreude bieten, sondern auch eine ästhetische und thematische Ergänzung zum Raumkonzept darstellen.

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quelle: wohntrends Magazin

Praktische Umsetzung im Raum

Die Umwandlung einer Theorie in ein greifbares Konzept erfordert nicht nur Kreativität, sondern auch ein fundiertes Verständnis dafür, wie verschiedene Elemente zusammenwirken, um ein ganzheitliches Erlebnis zu schaffen.

Farbgestaltung und Licht

Die Farbgestaltung ist ein mächtiges Werkzeug, um Emotionen zu beeinflussen und Verhaltensweisen zu steuern. Farben können aktivieren, beruhigen oder konzentrieren. Sie sollten daher mit Bedacht gewählt werden, um die gewünschte Stimmung im Raum zu unterstützen. Licht spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle. Es kann die Wirkung von Farben verstärken oder abschwächen und sollte flexibel einstellbar sein, um auf die Bedürfnisse der Nutzer reagieren zu können. Dynamische Lichtsysteme, die sich im Tagesverlauf verändern, können den natürlichen Biorhythmus unterstützen und das Wohlbefinden steigern. Die Gestaltung multisensorischer Räume erfordert innovative technische Lösungen, um die verschiedenen sensorischen Elemente zu integrieren und anzupassen. Moderne Technologien wie programmierbare LED-Beleuchtung und digitale Duftgeräte spielen eine entscheidende Rolle bei der Schaffung eines dynamischen und anpassungsfähigen Umfelds.

Musik und Klangwelten

Die akustische Gestaltung eines Raumes ist entscheidend für die Atmosphäre. Die Auswahl der Musik und Klänge muss auf die Funktion des Raumes und die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sein. Eine sorgfältige Abstimmung von Lautstärke, Klangfarbe und Rhythmus kann dazu beitragen, eine Umgebung zu schaffen, die sowohl stimulierend als auch beruhigend wirken kann. Dabei ist es wichtig, eine Überforderung der Sinne zu vermeiden und eine Balance zu finden, die den Raum belebt, ohne zu dominieren.

Textilien und Oberflächen

Die Auswahl der Materialien ist entscheidend für das haptische Erlebnis. Textilien und Oberflächen sollten nicht nur aus ästhetischer Sicht gewählt werden, sondern auch danach, wie sie sich anfühlen. Verschiedene Texturen können zum Berühren einladen und so die Interaktion mit dem Raum fördern. Dabei sollte auf eine hohe Qualität und Langlebigkeit der Materialien geachtet werden, um eine dauerhafte und nachhaltige Nutzung zu gewährleisten.

Raumduft und Luftqualität

Die Qualität der Luft und die Integration von Düften sind wesentliche Aspekte für das Wohlbefinden in einem Raum. Ein gut durchdachtes Belüftungssystem sorgt für frische Luft und verhindert, dass Gerüche sich störend ausbreiten. Ausgewählte Düfte können die Identität eines Raumes prägen und eine bestimmte Stimmung erzeugen. Sie sollten jedoch dezent eingesetzt werden, um Sensibilitäten zu berücksichtigen und eine angenehme Umgebung zu gewährleisten.

Kulinarische Integration

Die Einbeziehung von Geschmackserlebnissen in das multisensorische Konzept kann eine bereichernde Dimension hinzufügen. Speisen und Getränke können thematisch auf den Raum abgestimmt werden und bieten so nicht nur eine Gaumenfreude, sondern auch ein visuelles, olfaktorisches und haptisches Erlebnis. Die Präsentation und die Qualität der kulinarischen Angebote spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie der Geschmack selbst.

Herausforderungen und Lösungen

Die Gestaltung multisensorischer Räume bringt spezifische Herausforderungen mit sich. Eine davon ist die individuelle Sinnesempfindlichkeit. Menschen nehmen sensorische Reize unterschiedlich wahr, was bedeutet, dass ein multisensorischer Raum flexibel genug sein muss, um eine breite Palette von Bedürfnissen zu erfüllen. Eine weitere Herausforderung ist die technische Umsetzung. Die Integration und Steuerung verschiedener sensorischer Elemente erfordert oft maßgeschneiderte technische Lösungen. Innovative Steuerungssysteme und programmierbare Umgebungen sind Beispiele für Technologien, die es ermöglichen, die sensorischen Elemente eines Raumes individuell anzupassen.

Technische Umsetzung

Die technische Umsetzung multisensorischer Räume erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Designern, Technikern und Nutzern. Moderne Technologien wie programmierbare LED-Beleuchtung, Sound-Systeme und digitale Duftgeräte ermöglichen es, die Umgebung dynamisch an die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen. Solche Technologien müssen zuverlässig, leicht zu bedienen und sicher sein, um eine breite Akzeptanz und Zufriedenheit zu gewährleisten.

Die erfolgreiche Umsetzung multisensorischer Räume zeigt, dass es möglich ist, Umgebungen zu schaffen, die nicht nur funktional sind, sondern auch das menschliche Erleben auf einer tieferen Ebene ansprechen. Durch die Kombination von wissenschaftlichen Erkenntnissen und kreativem Design können Räume entstehen, die die Lebensqualität verbessern und zu einer gesünderen, harmonischeren Gesellschaft beitragen.

Fazit 

Die Gestaltung multisensorischer Räume stellt eine innovative Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Technologie und Design dar. Sie zeigt, wie durch die gezielte Ansprache aller Sinne nicht nur die Ästhetik eines Raumes bereichert, sondern auch das Wohlbefinden und die Funktionalität für seine Nutzer maßgeblich verbessert werden können. Die erfolgreichen Beispiele aus der Praxis verdeutlichen, dass bei der Planung und Umsetzung solcher Räume eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den individuellen Bedürfnissen der Zielgruppe sowie eine sorgfältige Auswahl und Integration der sensorischen Elemente entscheidend sind. Multisensorische Räume sind somit mehr als nur ein Trend – sie sind eine zukunftsweisende Bewegung, die das Potenzial hat, unsere Lebens- und Arbeitsumgebungen nachhaltig zu transformieren.

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Stefanie Jungmann studierte von 2012 bis 2017 Produktdesign an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und schloss ihr Studium als Bachelor of Arts ab.
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